Der unvermeidbare Entschluss zur Entsiegelung der Flächen der Garnison begann im Januar 2004 mit dem Baufeld 01 im Norden. Wie kam es schlussendlich zu dieser Maßnahme? Ein Erklärungsversuch ...

Mit viel Enthusiasmus wurde versucht, das Gelände einer (irgendeiner) Nutzung zuzuführen. Zunächst mit der multikulturellen Eurodorfkonzeption von PCI mit der Unterbringung von sozialen Randgruppen (Asylbewerber, Volksdeutsche und soziale Randgruppen), [17] der „EUROKON“ und der „Lebenspark“ der Fa. AQUA. Es gelang der „EUROKON“, sich für kurze Zeit zu behaupten und die anfängliche Euphorie auf die dort beschäftigten Frauen und Männer zu übertragen. Eine Berliner Spedition war bereit, sich niederzulassen und das Gelände als „Betriebsstätte zur Sanierung kontaminierten Bodenmaterials“ zu nutzen. Zahlreiche Zeitungsartikel, freundlicherweise zur Verfügung gestellt durch das Stadtarchiv Zehdenick, zeugen von den Bemühungen einer sinnvollen und nachhaltigen Nachnutzung der städtebaulichen Nutzungsflächen auf dem Gelände der ehemaligen Garnison. 

Eine zivile Nachnutzung der Liegenschaft wurde am 06.03.1992 in einem Schreiben an die Oberfinanzdirektion Cottbus sowohl von Seiten des Umweltamtes als auch von Seiten des Amtes für Wirtschaftsförderung als sehr problematisch eingeschätzt. Erstmals wurde über eine Renaturierung und Aufforstung nachgedacht. Wobei die Finanzierung dieser Maßnahmen völlig unklar war. [17] Auch eine öffentlich angesetzte Ausschreibung am 28.06.1992 über alle Teile der Liegenschaft inklusive des Ausbildungszentrums (ugs. TÜP) brachte nicht den erhofften Erfolg. Zwar lag seitens der Fa. PCI Ökommerz ein Kaufangebot vor, jedoch waren die unbebauten Flächen des Ausbildungszentrums (Schieß- und Truppenübungsplatzes) wie vor 1945 als Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt worden und daher aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes nicht nutzbar. Das Land Brandenburg hatte hier seine Vorrangstellung zur Erfüllung von Naturschutzaufgaben genutzt. Hinzu kam, dass ein Raumordnungsverfahren fehlte und starke Randeffekte auf die Stadt Zehdenick in Fragen der Siedlungsentwicklung zu befürchten waren. [17]

Eine vorteilhafte und zugleich unabdingbare Eigenschaft (DEZENTRAL) von Militärobjekten sorgte u. a. für das endgültige Scheitern aller Ideen. Hinzu kam, dass das Gelände einfach zu groß war, um eine Gesamtnutzung zu erreichen. Für Investoren und Nutzer ein unüberwindbares Hindernis. Als letzte Konsequenz blieb nur die Konversion.


Es begann ein neues Kapitel: „die Renaturierung“.

Ende des Jahres 2003 wurde das Gelände zum „Kompensationsprojekt, Ersatzmaßnahme für Flächenversiegelung in Verbindung mit dem 6-spurigen Ausbau der A24/A10 AD Schwanebeck, AD Havelland und AS Neuruppin“. [18] Der Standort wurde ab 2003 in vier Bauabschnitte (BA) unterteilt und eine Rückbauphase von ca. vier Jahren prognostiziert, die später bis 2011 verlängert wurde. Ziel dieser Maßnahme war der Abriss und die Renaturierung, begleitet durch die BBG, der Unteren Naturschutzbehörde und der Unteren Abfallwirtschafts- und Bodenschutzbehörde. Parallel dazu sollten verschiedene Tierschutzmaßnahmen integriert werden (Nistkästen, Fledermausquartiere etc.). Derzeit laufen Entsiegelungsmaßnahmen als Ausgleichsmaßnahmen für den 3-spurigen Ausbau des nördlichen Abschnittes der A10. Während erste Abrissmaßnahmen in den Baufeldern I und II noch durch ABM Kräfte unterstützt wurden und im BF III 12 Häuser mit großer Sorgfalt zum Zwecke der Gewinnung von Handstrichziegeln abgerissen wurden, erfolgte in den nachfolgenden Bauabschnitten wieder die konventionellen Maßnahmen. [19, 20]
Am aktuellen Stand der Rückbaumaßnahmen wird deutlich, dass die Rückbauphase heute nicht da ist, wo sie laut Plan hätte sein sollen. Es sei den Planern verziehen. Ein Grund für den Verzug (schon der 1. BA wurde in der Rückbauphase geteilt, gleiches gilt für BA III und IV), könnte zum einen das unerwartet hohe Aufkommen an Fundmunition und die starke Kontamination mit Schwerölen und Kraftstoffen gewesen sein, wodurch es absehbar war, dass das anfallende Recyclinggut die bereitgestellten Mittel übertreffen würde. Die gebotenen Möglichkeiten, Hausmüll gegen Gebühr (10,-DM je m³) auf eine der drei Müllkippen des Kreises zu entsorgen, wurde durch die Streitkräfte wenig genutzt. Außerdem waren die erfassten Geländebereiche nicht genau definiert. Verschiedene Gutachten geben unterschiedliche Zahlen beim Rückbauvolumen und der versiegelten Fläche an. Letztlich hilft nur ein Blick in die „Projektübersicht 10 Jahre Rückbau“ [19].

Folgende Zahlen gelten als verbindlich:

- 716.000 m³ „umbauter Raum“ und 260.000 m² „entsiegelte Fläche“

- Bisherige Kosten (Stand 2012) für den Rückbau: ca. 5,7 Mio.

Ein Beispiel: die Rückbaumaßnahme/BF I („MS 12B“/Nordöstlicher Bereich der Garnison). Entsiegelung: 01/2004 bis 07/2004, Fläche: 49.300 m², umbauter Raum: 130.000 m³ (Rückbauvolumen: 105.000 m³), Kosten: 1.311.542,95 €, Baumischabfall: 226 t, Kohleteer: 38 t, Dämmmaterial: 11 t, Ziegelschutt: 12.315 t, Erdtanks: Fünf, sowie zahlreiche Munitionsfunde (u. a. 40 Panzerminen) [21].

Auch die Anzahl der Gebäude wurden sehr unterschiedlich angegeben. Diese schwanken zwischen 350 und 550.

Bilder aus verschiedenen Epochen des Rückbaus auf dem Gelände in den verschiedenen Städtchen. Die bekannten Pläne unterstützen die Orientierung auf dem Gelände.

Karte # 1 zeigt den Stand der Rückbaumaßnahmen im Militärstädtchen N° 13

Karte # 2 und # 3 zeigt das Militärstädtchen N° 12.

(Quellen: [17] BLHA Rep. 1700 Nr. 53, [18] Archiv der Stadt Zehdenick, [19] Abschlussbericht 2014 Konversionsfläche Garnison Vogelsang, Stadt Zehdenick, [20] Hr. Franke, Bauleiter Fa. delpiCon GmbH, [21] Rückbauprotokoll Baufeld I - Fa. delpiCon GmbH, [Bilder: D. Schulz, Guido])