Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden
Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden...
Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden (Kleine Reichskanzlei, Bauzeit 1936 – 1937, Einweihung 17.01.1937)
Außenstelle der Reichskanzlei. Gebäudeensemble Gemeindeteil Stanggaß nahe Berchtesgaden. Diente als zweiter Regierungssitz des nationalsozialistischen Deutschen Reiches während der Anwesenheit Adolf Hitlers im nahe gelegenen Führersperrgebiet Obersalzberg.
Mit der Planung der Gebäude wurde der Architekt Alois Degano beauftragt. Degano hatte sich für ein Hauptgebäude mit Nebentrakt entschieden, zusätzlich wurde nordöstlich ein Garagenbau mit Personalwohnungen errichtet. Baukosten für die kleine RK bis 1943: ca. 1,3 Mio RM.
Mit Zunahme der Luftangriffe durch die Alliierten Fliegerkräfte wurde ab 1943 auch der Ausbau mit Luftschutzanlagen forciert. Von 1943 bis 1945 wurde die 500 m lange Luftschutzstollenanlage durch die Fa. Polensky & Zöllner errichtet. Fertiggestellt am 15.07.1944, Baukosten ca. 581.700 RM.
Die Gebäude befinden sich im Gemeindeteil Stanggaß. Die Bunkeranlagen haben einen Zugang südwestlich der Anlage direkt an der Bahnstrecke Bad Reichenhall–Berchtesgaden. Warum diese Dienststelle der Reichskanzlei als übergeordnete Verwaltungsbehörde zuständig waren, ist bislang ungeklärt.
Bei den Gebäuden handelt es sich um eine Baugruppe mit zwei versetzt angeordneten zweigeschossigen Flachsatteldachbauten mit parallel verlaufendem Giebel. Die Gebäude sind mit Giebellauben, Standerkern, profilierten Pfettenköpfen und Rundbogeneingängen in Anlehnung an regionale Bauformen gestaltet. Als Verbindung dient ein niedriger Querbau mit Satteldach. Das zugehörige Kraftwagengebäude ist ein zweigeschossiger Massivbau mit Flachsatteldach. Der Brunnenanbau wurde erst später, nach der Zeit des Nationalsozialismus an seinem aktuellen Standort installiert und gehörte damit nicht zum Originalensemble.
Ab 1937 verrichteten der Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, Willy Meerwald, Leiter der Abteilung A und weitere Beamte in den Sommermonaten hier ihre Dienstgeschäfte. Im Schriftverkehr sowie im öffentlichen Sprachgebrauch wurde von der „Dienststelle der Reichskanzlei in Berchtesgaden“ gesprochen. Der Eindruck die Reichskanzlei sei nach Berchtesgaden verlegt worden sollte vermieden werden. Später erworbene Gebäuden dienten bei Bedarf dem Oberkommando der Wehrmacht.
Im Mai 1945 wurde die Dienststelle bis 1995 von der US-Army besetzt. US-General Omar Bradley ließ sich in einem der Fahrzeuge aus Hitlers Fuhrpark auf das Gelände chauffieren, um vor Ort einen Ehrenappell von US-Soldaten abzunehmen und Auszeichnungen zu verleihen. Die Bundesrepublik konnte ab 1996 über die Liegenschaft verfügen. Es folgte ein Verkauf an eine Gruppe privater Investoren.
Das Interieur ist in großen Teilen noch im Original. Der Besitzer legt Wert darauf, diesen Zustand zu erhalten.
In der Bildserie wird bewusst auf die Darstellung des Stollenzugang an den Bahngleisen verzichtet.
Literatur dazu:
Die Reichskanzlei - Dienststelle Berchtesgaden 1936-1945 Band 1
Gebundene Ausgabe - 29. Juli 2022 (G. Exner) (Quellen: wikipedia.org/Reichskanzlei_Dienststelle_Berchtesgaden; Adolf Hitlers Reichskanzlei in Berchtesgaden-Planung und Bau des Gebäudes-TEIL 1; Adolf Hitlers Reichskanzlei in Berchtesgaden-Nutzung des Gebäudes-TEIL 2;
Reichskanzlei Berchtesgaden–Herbert Döhring erinnert sich (Verborgene Spuren der Geschichte)